Leben, Werden und Werken des Künstlers Egino Weinert
Weinert hat schon als Jugendlicher gemalt und bedeutende Künstler kennen gelernt. Zum Beispiel den Expressionisten Emil Nolde.
Weinerts Vater war am Berliner Sozialamt tätig und hatte dabei Nolde bei einer Ausstellung im Schöneberger Rathaus geholfen. Sohn Günter zeigte Nolde seine religiösen Bilder. „Male lieber deine Bilder. Religiöse Bilder sind nichts“ sagte Nolde. Einmal besuchte Vater Weinert den Maler Max Liebermann. Weil der keine Kinder mochte, musste Günter vor der Tür stehen bleiben.
Ein anderes Mal zeigte der Vater dem Maler Max Pechstein Bilder seines Sohnes, um ein fachkundiges Urteil zu bekommen. Pechstein antwortete: „Lassen Sie ihn auf keinen Fall Maler werden, weil das nur ein Hungerberuf ist.”
Doch es sollte anders kommen. 1933 hatte man den 13jährigen Günter mit der Caritas für drei Monate im Rahmen der Kinderlandverschickung bei den Benediktinern in Münsterschwarzach untergebracht. Der Junge war von Mission und Kunst im Kloster begeistert. 1934 wurde er Zögling, 1936 Postulant, danach Novize und bekam den Namen Egino.
In den Kunstwerkstätten des Klosters wurde er ausgebildet. Doch dann unterbrach der Krieg seine Ausbildung. Egino wurde eingezogen, überlebte den Krieg unversehrt und kehrte ins Kloster zurück. Während eines Besuchs bei den Eltern passierte ein schweres Unglück: Die Russen hatten eine Elektrosicherung zurückgelassen. Als Egino sie einsetzen wollte, gab es einen furchtbaren Knall. In die Sicherung war eine Sprengkapsel eingebaut. Vor den Augen der entsetzten Eltern wurde dem Sohn die rechte Hand abgerissen. Doch Egino gab nicht auf. In der Kölner Kunstschule bekam er für seine mit der linken Hand geschaffenen Werke fast immer den Semesterpreis unter 90 Schülern.
1949 nahte die Zeit, dass Egino die ewigen Gelübde ablegen sollte. 15 Jahre war er jetzt schon im Kloster. Doch nun erlebte er eine schwere Überraschung: Weil Egino vergleichsweise ,,weltliche“ Ansichten hatte und sein Kunststil im Kloster auf Unverständnis stieß, wurde er ausgeschlossen. 1949 stand er arm wie eine Kirchenmaus auf der Straße und wusste nicht, wie es weitergehen sollte. Er erbettelte Essen und lernte an der Kölner Werkschule. 1950 gründete ein eigenes Atelier für Goldschmiede, Malerei und Bildhauerei in Bonn in der Kronprinzenstraße. Ein Jahr später heiratete er. Seine Frau Anneliese gebar 1952 Tochter Gisela. Zwei Jahre später kam Sohn Clemens zur Welt. In Wuppertal war eine Gießerei Pleite gegangen. Egino pachtete die Einrichtung und fing mit zwei der dort arbeitslos gewordenen Arbeiter an, Kreuze zu gießen. Das Leben war spartanisch.
1956 eröffnete der Künstler sein Atelier in Köln direkt neben dem Dom. 1957 kam Sohn Egino, 1961 Fidelis zur Welt. Und langsam aber sicher stellte sich Weinerts Erfolg als Bildhauer und Goldschmied ein. Weinerts Ruf sprach sich schnell herum.
Ab 1965 arbeitete er mehrfach für Papst Paul VI. und stattete unter anderem die Nuntiatur (Botschaft) des Vatikan in Kopenhagen aus. Ein von ihm angefertigter Kreuzweg fand als eines der ersten modernen Sakralkunstwerke Einlass in die Vatikanischen Museen. Weinert kannte nicht nur den Papst persönlich, sondern auch Leute wie Emil Nolde, Pablo Picasso, Gustav Gründgens, Marc Chagall, Georges Rouault, Ewald Mataré, Stefan Andres, Agatha Christie, Konrad Adenauer, Kardinal Ratzinger.
1969 kam eine Telegramm vom Vatikan. Papst Paul VI. (1963-1978) wollte einen Kelch. Weinerts erstes Treffen mit dem Papst war sehr positiv. „Als ich mich verabschiedete, sagte er mir: Das nächste Mal bringen Sie alles mit, was Sie in Ihrer Werkstatt haben.“ Dann wurde Egino gefragt, ob er den Papst porträtieren könne. Er konnte. Das Konterfei schmückt die Gedenkmünze, die zum 50. Priesterjubiläum des Heiligen Vaters geprägt wurde.
Papst Johannes Paul II. (seit1978) weihte 1985 die von Weinert aus gestaltete Kirche der päpstlichen Musikhochschule in Rom ein. Anschließend sagte der Pontifex dem Künstler: „Dies ist eine der schönsten Kirchen, die ich je geweiht habe.“
Mehrmals porträtierte er Papst Paul VI., über ihn sagte er: „Er war ein toller Mann.“
Weinert war ein überaus produktiver Künstler. Kein Tag verging ohne dass Weinert Neues hervor brachte. Über 1000 Emailbilder, über 600 Evangelienszenen, 53 Mariendarstellungen, rund 100 Bilder heiliger Eheleute, über 300 Bronzekreuze, viele gedruckte Kunstkalender hat er schon geschaffen.
Seine Tabernakel, Kelche, Kreuze, Altäre, Baldachine und Bilder gibt es in vielen Ländern Europas und auf der ganzen Welt. In Sibirien, Afrika, lndonesien, Korea, Bolivien und im Vatikan sind Bilder Weinerts. Die von ihm in Seoul (Korea) restaurierte und mit Glasfenstern ausgestattete Kirche steht unter Denkmalschutz. In Uganda hat er für den Karmelitenorden eine ganze Klosterkirche eingerichtet, für den Papst den Hochaltar in der Musikhochschule im Vatikan gestaltet. Zu seinen größten Arbeiten gehören das Hängekreuz in der Sankt Elisabeth Kirche in Singen und der Tabernakel in der Kirche von Paderborn in Form des brennenden Dornbusches, den er in anderthalb Jahren fertigstellte.